Muß die Geschichte des Puzzle-Spiels umgeschrieben werden?

von Heino Schwiebert

Zunächst jedoch erst einmal die bis zuletzt geltende Geschichte des Puzzels. Der Kupferstecher (wohl auch Kartograph) John Spilsbury soll das Puzzle im Jahre 1763 erfunden haben. Er wollte ein Lehrmittel für den Geografie-Unterricht erstellen. Dazu nahm er eine Landkarte von Großbritannien, klebte diese auf ein dünnes Holzbrettchen und zersägte es später entlang der Grenzlinien der politischen Gebiete. Fertig war das Puzzle, ein Legespiel (Geduldspiel), wo alle Teile zu einem vorher bestimmten Ganzen zusammen zusetzen sind.

BILD

Obiges Puzzleteil einer Puzzle-Landkarte zeigt einen großen Teil unserer Region.
Ist diese Puzzle-Landkarte das älteste Puzzle?

Puzzle kommt aus der englischen Sprache und bedeutet soviel wie „Rätsel“. Die Rätselfrage lautet immer wieder: Wo gehört das einzelne Teil hin. – (Quellen: Internet -Suchworte: „Geschichte Puzzle“, sowie wikipedia.de unter Begriff: Puzzle)

Uns liegt eine originale Puzzle-Landkarte (Begriff entstand erst in späterer Zeit) um 1690 vor. Zubehör eine Schachtel (ohne Deckel) sowie ein Heftchen. 4 Puzzleteile fehlen. Somit ist diese Landkarte ein Fragment.

Hier die einzelnen Puzzleteile

Hier die einzelnen Puzzleteile

 

Der Kunsthändler und Verleger (wohl auch Buchhändler) David Funck (1642 – 1709) aus Nürnberg gab um 1690 eine damals neuartige Landkarte mit dem Titel „Land-Charte Deutschlandes“ heraus. Heute würde man dazu eine „Innovation der Kartografie“ sagen. Diese Karte war nicht einfach ein bedrucktes Blatt oder eine Seite aus einem Atlass – wie zu der Zeit meist üblich. Zur Herstellung wurde eine schon vorhandene Kupferstichdruckplatte genommen und wie bisher Karten gedruckt , welche dann teilcoloriert wurden. Anschließend wurden die Karten auf Pappe montiert ( = geklebt und gepresst). Danach brauchten nur noch die einzelnen rechteckigen und gleichgroßen Puzzleteile geschnitten werden. Fertig war die erste Puzzle-Landkarte.

Das Zusammenlegen war nicht einfach, sondern eher etwas knifflig. Wer das Puzzle nicht kannte brauchte schon etwas Zeit; jedenfalls mehr als eine andere Karte auseinander zufalten. Zur Erleichterung wurde die Rückseiten der Puzzleteile fortlaufend nummeriert.

Oben das ausgelegte Landkarten-Puzzle sowie das Schachtelunterteil und das Beiheft

Oben das ausgelegte Landkarten-Puzzle sowie das Schachtelunterteil und das Beiheft

 

Beiheft

Das Beiheft ist ein Orstverzeichnis mit Koordinatenangaben zu den Orten.Es war gewollt, eine neuartige und praktische Landkarte von Deutschland herauszugeben, die auch für das Reisen gut geeignet sein sollte. Mit der kleinen Schachtel war diese Karte bequem überall hin mitzunehmen; sie fand Platz in einer Rock- oder Manteltasche. Doch dieser Vorteil wird durch den Nachteil zunichte gemacht: nämlich das es ein „Puzzle“ (ohne schon den Namen zu haben) war.
Welche Reisenden hatten in einer schaukelnden Postkutsche schon den Platz um ein solches Legespiel zu machen? Lieber wurde eine Landkarte ausgefaltet und zwischen beiden Händen – wie heute eine Zeitung – gehalten.Es war eine Innovation seiner Zeit – jedoch die Markteinführung scheiterte. Dennoch: heutige Puzzle-Liebhaber nehmen gerne diese Puzzle-Landkarte zur Hand und legen Sie aus.
Und muß die Geschichte des Puzzle-Spiels umgeschrieben werden? Ich denke ja. Darüber sollte noch diskutiert werden. Notwendig erscheint aber eine Ergänzung, daß die Puzzle-Landkarte von David Funck, das älteste (bisher bekannte) Puzzle aus Europa ist.

Anmerkung: Auf anderen Kontinenten, bei anderen Kulturen wurden bereits schon früher Puzzles erstellt.

Keine Kommentare möglich